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Gebundensein in Freiheit

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AUSZUG EINES DARSHANS MIT OM C. PARKIN VOM 29.11.2004-2 IN STUTTGART

Wenn du vollständig die Sprache der Liebe sprichst, dann fällt das Konzept von Abhängigkeit genauso in sich zusammen wie das Konzept von Unabhängigkeit. Abhängigkeit und Unabhängigkeit sind Begriffe, die wir in Bezug auf Beziehungen verwenden. Doch wenn dieser Begriff Sinn macht aus einer inneren Sicht, dann gibt es für mich nur eine Form der Abhängigkeit, die Menschen leben, und das ist die Abhängigkeit vom eigenen denkenden Geist und der Welt, die er geschaffen hat. Auch das Konzept von Unabhängigkeit, das Menschen dann als Antidot versuchen zu leben, befreit von dieser grundlegenden Abhängigkeit nicht. Aber die Entdeckung der Liebe auf dem inneren Weg, die das Menschliche und die menschlichen Grenzen weit übersteigt, löst beide Konzepte auf. Sie kennt diese Sprache nicht. Es gibt immer wieder die Vorstellung, auch in der Schüler-Lehrer-Beziehung, ein Mensch könne abhängig werden. Wenn das nach innen geführt wird, dieses Konzept, zurückgeführt von der Übertragung nach außen, dann zeigt sich eben das, dass er nur abhängig werden kann von diesem Geist, der das Konzept von Abhängigkeit entwickelt. Um überhaupt abhängig zu sein von irgendetwas, benötigen wir als Voraussetzung das Konzept von Abhängigkeit, die Vorstellung von Abhängigkeit. Wenn die Vorstellung von Abhängigkeit aufgegeben wird, ebenso wie die Vorstellung von Unabhängigkeit, dann gibt es sie auch nicht, egal wie es sich für einen Rationalisten, der vielleicht die Verbindung zwischen zwei Menschen von außen betrachtet, darstellt. Abhängigkeit liegt im Auge des denkenden Betrachters. Wenn dieser denkende Betrachter im Herzen versinkt, dann gibt es auch keine Abhängigkeit. Allerdings – man muss immer auch die andere Seite betrachten. Es gibt auch keine Unabhängigkeit. Und der Kampf, den Menschen in ihren Liebesbeziehungen führen, der Kampf, die Sucht nach Abhängigkeit auf der einen Seite und dann das Ringen darum, sich von dieser Abhängigkeit wieder zu befreien und sich zu distanzieren, dieser ganze Kampf um Nähe und Distanz ist ein nach außen verlagerter Schattenkampf, der nur dich und deinen Geist angeht und mit niemandem etwas zu tun hat. Ich komme immer wieder darauf, dass ich die Aufmerksamkeit radikal nach innen richte, um dieses Verständnis zu gewinnen, dass ich in einer inneren Welt lebe und dass jede äußere Welt nur eine Reflektion davon ist. Wenn diese Polarität aufgegeben wird, dann erst kann die Welt das sein, was sie ist, nämlich Gebundensein in Freiheit. Auch das ist eine Widersprüchlichkeit des Geistes, die der Geist nicht erfassen kann, dass Bindung tatsächlich eine Form gelebter Freiheit sein kann. Und nur weil viele Menschen in ihrem Denksystem Freiheit mit Unabhängigkeit verwechseln, haben sie solche Angst vor Bindung, vor Ver-bindlichkeit und vor wirklicher Nähe.

AUSZUG EINES DARSHANS MIT OM C. PARKIN VOM 29.11.2004-2 IN STUTTGART
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