Lehrvortrag von OM C. Parkin

In diesem Artikel zum Thema 'Reifung auf dem inneren Weg' spricht OM C. Parkin eigentlich über Nichtreifung und befasst sich dabei mit der Frage, warum die Masse der Menschen nie wirklich erwachsen wird. Grundlage ist ein Vortrag des französischen Advaita-Meisters Arnaud Desjardins (1925-2011) aus dem Jahre 1980: 'From the Child to the Sage'. Desjardins, zu dem Zeitpunkt bereits seit längerem ein spirituell Praktizierender, erhält von einem indischen Meister, von dem er sich höchste Lehren über Befreiung in das unsterbliche Selbst des Menschen erwartet hatte, die schockierende Diagnose, dass er nicht mehr sei als ein Kind. OM C. Parkin erweitert diese Aussage über Kindlichkeit in seinen Ausführungen - unterlegt mit Zitaten aus dem Vortrag von Desjardins - auf die gesamte westliche Gesellschaft, entlarvt deren Scheinerwachsensein, das sich hinter Scheinkompetenzen, auch in höchsten Positionen im äußeren Leben, verbirgt. Das Erkennen des kindlichen Zustands bezeichnet OM als sehr beschränkt im Menschen, jedoch kann Reifung auf dem Weg nicht von einem illusionären, subjektiven Standort ausgehen, auf dem jemand glaubt sich zu befinden. Wirkliche Reifung, Reifung der Seele, kann nur von dem Ort ausgehen, an dem der Mensch aufgehört hat, sich selbst zu belügen über seine eigene Kindlichkeit.

Quelle: Vortrag von OM C. Parkin im Kloster Gut Saunstorf und Online am 10.11.2023

Diesen Vortrag 'Reifung auf dem Weg' habe ich in Amerika auf eine Bitte des Lee-Lozowick-Ashrams hin bei meinem Besuch dort gehalten. Es ist kein Vortrag im klassischen Sinne, sondern eine kommentierte Lesung, die auf einem Vortrag von Arnaud Desjardins aufbaut, den er im Jahre 1980 in seinem ersten Ashram in Frankreich gehalten hat. Dieser Text ist außergewöhnlich. Ich habe nach genauem Studium die essentiellen Themen herausgefiltert und ausführlich kommentiert. Der Titel jenes Textes lautet: 'From the Child to the Sage', also 'Vom Kind zum Heiligen'. 
Was macht diesen Text so außergewöhnlich? Hier spricht nicht ein Psychologe über das innere Kind, sondern ein verwirklichter Meister, der die höchsten Lehren preisgibt, spricht darüber, wie er in der Begegnung mit seinem Meister - wohlgemerkt einem indischen Meister, keinem westlichen - gnadenlos mit seiner Kindlichkeit konfrontiert wird. Das Thema der Kindlichkeit erweist sich im Studium dieses Materials als sehr viel umfassender, als wir es zunächst annehmen mögen. Auch hier in der inneren Schule beginnt ja praktisch jede Form der Inneren Arbeit mit einer Hinwendung zur eigenen Kindlichkeit. Der Titel des Vortrags sollte eigentlich lauten: 'Nichtreifung auf dem Weg'; denn wir befassen uns mit der Frage, woran es eigentlich liegt, dass die Masse der Menschen - und das sind auch spirituell interessierte Menschen - in diesem Leben nie wirklich erwachsen wird. Dass dieser Vortrag über 40 Jahre alt ist, merkt man den Inhalten nicht an; er könnte von heute sein. Er schreibt hier über die Begegnung mit seinem indischen Meister:(…)
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In folgenden Zitaten geht Desjardins auf die Infantilität ein, welche die Gesellschaft beherrscht. „In the modern world in spite of prodigious technological inventions childishness in adults is greater than in underdeveloped cultures”. Eine starke Aussage! In der modernen Welt ist die Kindlichkeit in Erwachsenen trotz ungeheuerlicher technologischer Erfindungen sehr viel weiter verbreitet als in sogenannten unterentwickelten Kulturen. Wenn man die Reifung und die innere Entwicklung unserer Gesellschaft beschreibt, dann kehrt sich das um, was sich in der rein materialistischen, veräußerlichten Sichtweise als der Gipfel der Zivilisation darstellt. Die Wahrheit ist also genau anders herum: Wir sind dritte Welt und viele sehr viel weniger entwickelte Kulturen sind dem Erwachsensein sehr viel näher als die Masse der Menschen hier. 
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