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11. September 2001, 8:45 Uhr. Die Minute, in der die Welt zusammenbrach

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Eine innere Betrachtung des Terrors von OM C. Parkin

Titel einer großen deutschen Zeitschrift vom 14. September 2001:

Die Minute, in der die Welt zusammenbrach.

"Amerika wurde zum Angriffsziel, weil wir in der Welt die strahlendste Fackel der Freiheit und der Selbstverwirklichung sind. ... Jene, die Krieg gegen die USA führen, haben ihre eigene Zerstörung gewählt. ... Dies ist ein monumentaler Kampf des Guten gegen das Böse", sprach George W. Bush in einer Ansprache an das amerikanische Volk wenige Tage nach dem verheerenden Terroranschlag auf das wirtschaftliche und militärische Herz der Vereinigten Staaten. Diese erschreckend einfältige wie selbstgerechte Haltung spiegelt nicht nur die Arroganz des amerikanischen Kollektivs, es ist letztlich die Weltsicht eines jeden "Demokraten", eines zivilisierten Gutmenschen, der die "Barbaren" verachtet. Seitdem der Mensch denken kann, kämpft dieser denkende, dualistische Geist gegen das Böse im Außen, verfolgt es im Außen und versucht es im Außen zu töten, oder zumindest zu bestrafen, in dem Glauben, so ausgleichende Gerechtigkeit herzustellen. Der amerikanische Weltpolizist setzt alles daran, den Kampf gegen das Böse zu gewinnen. Ist dieser Kampf wirklich gewonnen, nur weil die Täter dingfest gemacht werden, während Hunderte, Tausende Zivilisten von dieser "Selbstverteidigung" (US- Verteidigungsminister Rumsfeld) geopfert werden? Die Geschichte der Menschheit zeigt bis in neueste Zeit Beispiele dieses immer gleichen Kampfes: Die Inquisition verbrannte im Namen Gottes die Hexen. Die Amerikaner schlachteten für ihre Idee von Freiheit und Gerechtigkeit die Indianer ab. Die Nazis vergasten und ermordeten Abertausende von Juden und zettelten einen Weltkrieg an. Auch dies geschah nicht einfach aus einer Grausamkeit ihres Wesens heraus (kein Mensch ist in seinem Wesen grausam), sondern letztlich aus einer romantischen Idee eines friedlichen Vaterlandes, in dem gesunde arische Menschen leben. Jeder denkende Geist hat eine selbstgerechte Idee des Guten, Edlen und Schönen, eine Idee, wie das Paradies auf Erden auszusehen hat, eine Idee, wie Gott auf Erden zu wirken hat.

Keine Idee, kein Bild ist besser als ein anderes.

Das Böse verbirgt sich in der Idee selbst.

Tragischerweise erschafft der Mensch genau in dem Moment, in dem er sich ein Bild von Gott, dem Guten macht, gleichzeitig unbewusst das Bild des Bösen als seinen eigenen Schatten. Die Dualität ist geboren. Das grausame Spiel beginnt: Der aussichtslose Kampf gegen den eigenen Schatten. Wie kann ein Mensch, kann ein Kollektiv den Kampf gegen den eigenen Schatten jemals gewinnen, solange er im Außen, im anderen gesucht wird? Die Gesellschaft der Vereinigten Staaten ist die mit Abstand gewalttätigste Gesellschaft der zivilisierten westlichen Welt. Waffenbesitz ist nicht nur erlaubt, er ist sogar erwünscht, da er als ein freiheitliches Grundrecht gesehen wird und sogar im Gesetz verankert ist. Die Waffe gilt in der vierten Generation nach Wildwest immer noch als ein Instrument der Freiheit. Die Idee von Freiheit ist so direkt mit der Idee von Gewalt verknüpft. Eine Heilung der Gewalt, die immer eine Gewalt gegen das eigene Selbst ist, scheint nur in der Verinnerlichung möglich, denn das gesamte Weltendrama, der Kampf des vermeintlich Guten gegen das vermeintlich Böse spielt sich im Innen ab. Diese Verinnerlichung erfordert den Mut, den Schmerz zu fühlen. Den Schmerz über meine Gewalt, meinen Terror. Ja, es ist alles meins. Das zu fühlen tut weh. Und es heilt. Die wirkliche Gewalt auf Erden liegt nicht in den Handlungen äußerer Kriege, sondern in den inneren Ideen, die hinter allen Handlungen stehen. Für Amerika ist die Welt noch lange nicht zusammengebrochen. Sie bricht erst in dem Moment zusammen, wo Amerika beginnt, zu fühlen, dass es den Kampf gegen seine eigene Gewalt im Außen niemals gewinnen kann. Bis dahin wird Amerika seine Selbstdemütigung fortsetzen müssen. In Mitgefühl für die Opfer, die Angehörigen und alle Menschen.

"Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild."

Brief des Paulus an die Römer 1,23

 

Quelle: gekürzte Version aus Advaitajournal Vol. 5 - Herbst/WInter 2001/2002

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www.advaitamedia.com

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