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Der gesegnete Weg

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Darshan mit OM C. Parkin, 30. Juni 2005, Saunstorf

Ich möchte sprechen über den gesegneten Weg. Das Leben ist ein gesegneter Weg.

Als Gott die Welt erschaffen hatte, sah er auf die Welt und er sah, dass es gut war. Warum empfinden die Menschen das Leben, was sie ihr Leben nennen, nicht als den gesegneten Weg? Warum glauben die Menschen, dass ihr Weg, ihr Leben, ein Weg des Leidens ist, ein Weg, auf dem etwas verloren gegangen ist, ein Weg, auf dem irgendetwas falsch gelaufen ist, ein Weg, auf dem Gott einen Fehler gemacht hat?

Seit Beginn der Menschheit sah sich der Mensch konfrontiert mit einer unüberwindlichen Polarität der Kräfte. Und er fand sich im Spiel dieser Kräfte. Er fand zur einen Seite aufbauende, ins Licht strebende Kräfte und er fand zur anderen Seite zerstörerische, in die Dunkelheit strebende Kräfte. Und im Laufe der Evolution, als sich das Ich des Menschen immer mehr ausbildete als eine denkende Instanz, die sich getrennt von dem Einen, die sich getrennt von Gott wahrnahm, begann dieses denkende Ich diese Kräfte zu benennen und einzuordnen. Die einen Kräfte nannte es die guten und die anderen Kräfte nannte es fortan das Böse. Und von diesem Augenblick an waren das Verständnis und das innere Wissen um die Segnung des Weges verloren gegangen. Und immer dann, wenn den Menschen das Böse widerfuhr, glaubten sie, Gott sei abhanden gekommen.

Wir kennen das. Der Mensch ruft nach Gott: "Wo bist du geblieben?" immer dann, wenn etwas Schreckliches geschehen ist, wenn wir beispielsweise einen Liebsten verloren haben. In dem Augenblick hadern wir mit Gott, hadern wir mit dem Leben und glauben, die Segnung sei verloren gegangen. Das gesegnete Leben, so glauben wir, ist ein Leben, in dem uns immer wieder das Gute widerfährt. Und wenn wir ganz genau hinschauen, dann sehen wir, dass dies ein Leben ist, ein halbiertes Leben, ein beschnittenes Leben, ein gekürztes Leben. Ein Leben, das sich der Segnung deshalb nicht gewahr sein kann, weil der Tod ausgeschlossen worden ist und alle Kräfte, die den Tod bringen. Und wenn wir ganz genau hinschauen, wissen wir, und jeder Mensch weiß, dass es unmöglich ist, und dass es der Quadratur des Kreises entspricht, so ein Leben leben zu wollen, ein Leben, das ausschließlich der einen Seite gewidmet ist, ein Leben, auf dem die andere Seite nicht vorkommt, ein Leben, das die andere Seite ausschließt. Und immer wieder werden wir an diese Unmöglichkeit erinnert, die eigentlich jeden Überlebensversuch, den wir unternehmen, ausmacht. In dem Augenblick, wo wir die Segnung dieses Lebens auch in dem Augenblick des Verlustes, in dem Augenblick des Sterbens, in dem Augenblick des Abschieds, in der Lage sind zu erkennen, in dem Augenblick haben wir eben diesen Schritt gemacht.

Ich zitiere immer wieder gern einen Satz von Byron Katie, die einmal sagte:" Ich habe irgendwann aufgehört, mich mit dem Leben anzulegen." Worauf deutet dieser Satz? Dieses Ich hat eine eigene Welt entwickelt, die nicht mehr dem natürlichen Wandel des Lebens entspricht. Eine Welt, die deshalb nur dem Leben und nicht dem Tod gewidmet ist, weil diese Welt beherrscht wird von Angst, die zwangsläufig über uns gekommen ist, als wir begonnen haben, die andere Seite auszuschließen, und zu unserem Feind zu erklären, zu unserer Bedrohung, die es zu überwinden gilt. Das, was uns bedroht, können wir nicht als die Segnung des Lebens erkennen. Und so ist es dazu gekommen, dass wir die Segnung dieses Augenblicks nicht mehr wahrnehmen, weil diese Welt, die im denkenden Ich entstanden ist, weil diese eigene Welt immer etwas anderes will als das was ist. Und wenn sie nichts anderes will, will sie was Besseres. Nachdem sie das Bessere nicht bekommen hat, will sie wieder was anderes. Das bedeutet es, wenn Byron Katie sagt, ich habe irgendwann aufgehört, mich mit dem Leben anzulegen.

Wenn wir diese Welt des Ichs, in der jeder lebt, genau betrachten, dann können wir bezeugen, dass diese Welt zum Inhalt hat, sich immer wieder mit dem anzulegen was ist, mit dem zu hadern was ist, aus guten Gründen nicht akzeptieren zu können was ist. Denn letztlich geht alles zurück auf diese Urspaltung, in der bereits die Hälfte der Welt ausgegrenzt worden ist, als bedrohlich erlebt worden ist, die es zu bekämpfen gilt. Die Wahrheit ist, dass wir im Moment des größten Verlustes und des größten Schmerzes und der größten Verzweiflung häufig nicht erkennen können, dass dies nichts anderes ist als ein natürlicher Augenblick des Wandels. So wie sich die Jahreszeiten wandeln, wie sich jede Kraft in diesem ewigen Werdeprozess in jeder Zeit wandelt, wie sich das Lebendige jederzeit in das Tote wandelt und das Tote in das Lebendige. Und solange wir nicht bereit sind, in dem Widerspruch dieser Kräfte zu leben und aufzuhören mit unserer Flucht vor der einen Seite, solange sind wir nicht in der Lage, diesen Wandel der Kräfte wirklich zu erkennen. Wir können erst dann wissen, dass sich eine Kraft wandelt vom Lebendigen in das Tote und vom Toten in das Lebendige, wenn wir uns dieser Kraft hingegeben haben. Dieses Ich versteht nicht, wie ich leben kann, wenn ich mich beiden Polaritäten hingebe.

Ich habe häufig schon Menschen folgenden Satz mitgeteilt: du kannst erst dann wirklich leben, wenn dir Leben und Tod gleich-gültig sind. In diesem Augenblick, wo du angenommen hast, dass diese Kräfte, die vor Gott immer gleich-gültig waren, wahrlich gleich-gültig sind, kann das Leben beginnen sich zu entfalten. Dieses Leben ist dann nicht mehr wie ein verkrampftes Festhalten des Alten, so wie wir das insbesondere in dieser Zeit und insbesondere in Deutschland erleben. In Zeiten, in denen der Wandel sich stärker manifestiert als zu anderen Zeiten, in diesen Zeiten wird auch die Angst der Menschen stärker oder sagen wir, sie steigt an die Oberfläche. Und wenn wir uns umschauen, was geschieht, und wie das Kollektiv auf diesen Wandel reagiert, dann sind die ersten Sätze, die wir hören: Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst… alle möglichen Ängste, die alle damit zu tun haben, dass nicht akzeptiert werden will, dass etwas stirbt. Und immer dann, wenn wir diesem Sterbeprozess ausgesetzt sind, anstatt uns ihm hinzugeben und freudvoll die Geburt des Neuen zu erwarten, anstatt diesen Sterbeprozess zu nehmen und Zeuge eines kraftvollen Wandels zu werden, halten wir an dem Alten fest. Nicht wir, sondern die Angst hält fest, und will nicht wahrhaben, dass der Tod die unbezwingbare und nicht korrumpierbare Kraft ist, die das Leben so notwendig für seine beständige Erneuerung, für seine beständige Auffrischung, für seinen gesegneten Prozess braucht. Es ist wichtig, uns das gerade in dieser Zeit, in der wir allerorts dem Festhalten und der Ängstlichkeit begegnen, jederzeit zu vergegenwärtigen. Wer den Tod gesehen hat, braucht keine Angst mehr vor dem Leben zu haben. Und wer das Leben gesehen hat, braucht keine Angst mehr vor dem Tod zu haben. Denn diese Kräfte sind nicht so getrennt voneinander, wie wir das gerne hätten. Und wenn ich sage, wir finden auf der einen Seite diese und auf der anderen Seite jene Kraft, dann ist das nur eine künstliche Trennung, die die Sprache vornimmt. In Wirklichkeit jedoch sind sie ineinander verschlungen und so untrennbar voneinander, dass jeder Versuch dieses denkenden Ichs, sich auf die eine Seite zu schlagen, zum Scheitern verurteilt ist.

Viele Menschen stehen an diesem Punkt, dass sie einfach nicht in letzter Instanz akzeptieren können, dass es so ist. Und wer nicht einmal die Vergänglichkeit vollständig in sich aufgenommen hat, wer nicht einmal den Schmerz des vergänglichen Lebens und die gesamte Ladung des vergänglichen Lebens gefühlt hat, der ist auch nicht bereit, das ewige Leben, das, was diesem vergänglichen Leben erst zum Leben verhilft, zu erkennen. Der Mensch muss erst sein Menschsein nehmen erst einmal als Mensch bewusst inkarnieren, um die eigene Göttlichkeit, den ewigen Seelengrund, der ihm innewohnt gewahr zu sein.

Der Weg ist gesegnet - jederzeit.

Das Leben ist ein gesegnetes Leben. Es ist nicht so, dass Gott in bestimmten Augenblicken die Segnung vergisst. Es ist vielmehr so, dass wir in bestimmten Augenblicken die Segnung vergessen. Als Gott auf die Welt sah und sprach:" Es ist gut", war es in diesem Augenblick die Liebe selbst, die sprach. Die Liebe ist jenseits der Gegensätze der Kräfte. Sie ist jenseits der Gegensätze von gut und böse. Sie ist jenseits der Gegensätze von richtig und falsch. Die Liebe, die die Menschen kennen, ist zunächst eine Liebe, die diesen Gegensätzen untergeordnet ist, nicht eine Liebe, die diese Gegensätze transzendiert. Die Liebe, die diesen Gegensätzen untergeordnet ist, ist immer noch eine Liebe, die dem Tod nicht begegnet ist.

Und in diesem Augenblick bist du dir gewahr, dass, was auch immer dir widerfährt, dass, was auch immer dir geschieht, selbst dann, wenn die Welt untergehen sollte, dass es immer der von Gott gewollte, gesegnete Weg ist. Denn das Leben kann nicht untergehen und wird nie untergehen. Die Vorstellung eines Weltuntergangs beinhaltet in den Ängsten der Menschen eine Vorstellung eines Nichtseins, eines vollständigen Untergangs des Bewusstseins selbst. Niemand hat das je erlebt, niemand hat das je erfahren, und doch spricht die Angst eben diese Sprache. Was auch immer untergeht, es ist dazu bestimmt unterzugehen, damit etwas anderes das Licht des Bewusstseins erblicken kann. Die Quelle, das Bewusstsein selbst, die gleichsam Zeuge ist dieses Geschehens des beständigen Untergehens und Wiedergeborenwerdens von Kräften, diese Quelle ist unberührt, sie war nie berührt und sie wird auch nie berührt sein. Und weil sie nicht berührt wird, ist sie auch nicht dem Untergang geweiht. Die schlimmsten Szenarien, dass diese Welt untergehen könnte, werden sich zwangsläufig irgendwann bestätigen. Sie werden sich bestätigen, weil nichts, das vergänglich ist, ewig lebt. So wird dieser Planet nicht ewig leben, dein Körper wird nicht ewig leben, nichts wird ewig leben.

Und doch gibt es DAS, und das ist eben die Chance eines jeden Menschen in diesem Leben, das nicht berührt wird von diesem Kommen und Gehen, von diesem Sterben und Gebären. Und dieses Bewusstsein, unsere eigene Essenz ist es, die wir wieder finden, das ist unsere Chance in diesem Leben. Und um das zu finden, was wir sind, das so nah ist, dass wir es nicht sehen können, müssen wir die Verstrickung mit den vergänglichen Dingen lösen.

Der innere Weg der Bewusstwerdung, den wir gehen, ist ein Weg der Ent-strickung, der Lösung von Stricken, die wir uns selbst aus Angst, der Unendlichkeit zu begegnen, angelegt haben, weil wir nicht mehr wissen, dass diese Unendlichkeit wir selbst sind. Löse sanft und klar und mit fester Absicht die Identitäten, die du angenommen hast. All diese Identitäten mit dem Vergänglichen lösen sich langsam und beständig. Und so wird die Sicht frei und klar auf das, was ist und auf das, was immer ist.

Wir beschweren uns über die Unmöglichkeit, diese Gebundenheit zu lösen. Es scheint uns immer wieder unmöglich, diesen Schritt zu tun, und das Halten scheint die stärkere dominierende Kraft in unserem Bewusstsein zu sein. Doch wir müssen zu der Wurzel dieses Haltens gelangen. Und diese Wurzel des Haltens ist immer Angst, genauer betrachtet, nicht die Angst selbst, sondern die Weigerung, diese Angst vollständig zu leben für einen Moment. Denn das Selbst erscheint uns wie der Tod. Und in dem Augenblick ist es gut und wesentlich, dem Lehrer zu vertrauen und einfach das Vertrauen aufzubringen, diese Angst zu leben für einen Augenblick und damit jede Maske abzunehmen, jede Panzerung, die wir uns anlegen mussten, um diesen sinnlosen Kampf gegen den Tod zu führen oder gegen das Leben.

DARSHAN MIT OM C. PARKIN, 30.06.2005, Saunstorf
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