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Die Quelle ist der stille Geist

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Darshan mit OM C. Parkin

Quelle: Dies ist ein um 65 % gekürzter Auszug aus dem Darshan mit OM C. Parkin auf der Schweibenalp am 19.07.2008. Der komplette Darshan ist als Audio zu bestellen über www.advaitamedia.com/shop

 

Herzlich willkommen zum Darshan. - Möchte jemand sprechen? Ja.

Hallo, OM. Du hast heute morgen davon gesprochen, Gott braucht die Schöpfung nicht - wenn ich das so richtig wiedergebe. Ich habe irgendwo gelesen oder gehört, ich weiß es nicht mehr genau, Gott brauche die Schöpfung, weil Er sich in diesen Millionen Facetten von getrennten Bewusstseinen spiegeln könne. Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass es ein Widerspruch ist, oder es ist ein Widerspruch zu dem, was Du gesagt hast oder es stimmt irgendwie beides. Aber ich verstehe nicht die Brücke zu finden, zwischen diesen beiden. Kannst Du bitte etwas dazu sagen?

Ich möchte dir zunächst, bevor ich auf diese Frage eingehe, eine Gegenfrage stellen. Bist du dem Tod schon einmal sehr nahe gekommen?

Nein.

Das solltest du. Wenn du nämlich dem Tod sehr nahe kommst, dann ist diese Angelegenheit jenseits eines philosophischen Diskurses. Es ist eine Frage der direkten Einsicht. Deshalb meide ich umfangreiche philosophische Diskurse im Darshan, weil sie meist doch nur den denkenden Geist nähren und vom direkten Erfahrungsweg wegführen. Wenn du dem Tod sehr nahe kommst, und manche Menschen sind dem Tod sehr nahe gekommen, dann machen sie meist folgende Erfahrung. Alles das, was dir bis dahin im vergänglichen, im relativen Leben als äußerst wesentlich erschien, verliert plötzlich diese Wesentlichkeit, tritt zurück und erscheint geradezu belanglos angesichts des Todes. Aber ich sprach schon davon, es geht nicht um den Tod, es geht um das Verständnis des Todes als Eintrittstor in das Bewusstsein ewigen Lebens, das ein Mensch bei vollem Bewusstsein erlangen kann. Das ewige Leben ist ein anderer Begriff für das Absolute. Gott ist ein anderer Begriff für das Absolute. Das Absolute braucht das Relative nicht, um zu sein. Deine Existenz - nicht als Mensch, nicht als vergängliches Wesen, das nicht dein wahres Wesen ist, sondern lediglich eine Erscheinung in dir -, deine wahre Existenz als das Bewusstsein, der Hintergrund des Lebens, die Leinwand des Lebens, die niemandem wirklich bewusst ist, ich meine die Leinwand, auf der die Vergänglichkeit, die Körperlichkeit und jedes Phänomen erscheint, das ist ein Bild für das Absolute. Wenn du dem Tod sehr nahe kommst, löst sich die Wesentlichkeit des vergänglichen Lebens auf, und alles, was dir bisher als das Zentrum der Welt oder als Zentrum der Realität erschien, tritt zurück. Weil das ewige Leben bereits durchscheint. Es scheint durch die scheinbare Dichte der Materie, durch die scheinbare Undurchdringlichkeit von allem. Die Dinge sind nicht undurchdringlich. Es ist dein Geist, der sie undurchdringlich gemacht hat. Es ist dein Geist, der die Materie zu etwas Undurchdringlichem macht, weil er an sie glaubt, der die Welt der Phänomene zu etwas Undurchdringlichem, Dichten, Festem, Fixem macht, weil er daran glaubt. Weil er das für das Leben selbst hält. Weil er das für die Realität hält, für die letzte. Eigentlich die einzige. Wenn durch die Begegnung mit dem Tod das ewige Leben durchscheint, dann ist in sich erkennend, dann ist in sich die Erkenntnis da, dass dieses ewige Leben, also du selbst nichts von dem, was du siehst, denkst oder fühlst, brauchst, um vollständig zu sein. Du brauchst diesen Körper nicht, um zu sein. Du brauchst nichts von dem, was erscheint, um zu sein. Erst wenn Das realisiert ist, dann verstehst du den Satz: Gott braucht die Schöpfung nicht. Das Absolute braucht das Relative nicht, braucht die Welt der Erscheinung nicht, um zu sein. Das Bewusstsein ist in sich absolut, vollständig, ohne dass irgend etwas fehlen würde. Wenn aus diesem Absoluten die Welt erscheint, die Schöpfung, ohne die Anhaftung, die die Menschen haben, weil sie eigentlich das Relative mit dem Absoluten verwechseln, weil sie Gott in der relativen Welt suchen, weil sie sich selbst in der relativen Welt suchen, weil sie das letzte Glück in der relativen Welt suchen - das ist doch die grundlegende Verwechslung zwischen Gott und der Welt, zwischen dem ewigen Leben und dem, was die Menschen für Leben halten -, wenn dieses relative Leben, wenn das Geschöpfte ohne Anhaftung im Geiste ist, dann ist auch das Geschöpfte frei, dann ist auch das Vergängliche frei. Ich meine frei von Fixierung, frei von Begrenztheit im Inneren des Bewusstseins. Wenn du jedoch die äußere Welt, nein, die geschöpfte Welt und jedes Objekt der Schöpfung für die Realität selbst hältst, dann ist sie nicht frei. Der Mensch identifiziert etwas als sich selbst, was vergänglich ist und was dem Tode ausgeliefert ist, was dem Tode ausgesetzt ist. In dieser Tatsache an sich liegt bereits Leiden. Denn derjenige, der sich mit etwas identifiziert, was dem Tode ausgeliefert ist, muss zwangsläufig vor dem Tode Angst haben. Es gibt keinen Weg daran vorbei. Ob ein Mensch nun behauptet, er hätte Angst oder keine Angst vor dem Tod, spielt keine Rolle. Diejenigen, die behaupten, sie hätten keine Angst, nehmen sie nur nicht wahr. Das ist alles. Deshalb kann der Fingerzeig nur auf das Bewusstsein selbst gerichtet sein. Auf die Entdeckung dessen, was sich der Welt gewahr ist, was sich der Schöpfung gewahr ist, was sich der Objekte des Sehens, Denkens und Fühlens gewahr ist. Solange es kein Gewahrsein darüber gibt und deine Aufmerksamkeit nach außen gerichtet ist - selbst die Innenwelt des Menschen ist außen, selbst die gesamte Innenwelt des Menschen, der Gedanke Ich ist noch außen. Wir unterscheiden zwar zunächst zwischen Außen und Innen und tun so, als wenn die Innenwelt innen sei, aber die Wahrheit ist, dass von einem absoluten Standpunkt betrachtet auch die Innenwelt immer noch außen ist. Sie ist außen, weil auch sie ein Objekt der Schöpfung ist. Ein geschöpftes Objekt und damit nicht das Subjekt. Und damit nicht Das, was die Quelle selbst ist. Das, was die Quelle ist, kann nur das Subjekt sein. Gott ist das Subjekt. Das Subjekt ist das, was jedes Objekt in Erscheinung treten lässt. Und die ganze Welt ist ein Objekt, ein Objekt Gottes. Ein Objekt des Bewusstseins, welches wir erforschen müssen. Vielleicht glauben wir, das sei zu weit weg, zu fern im Himmel, so wie es uns die Christen gelehrt haben. Vielleicht glauben wir, das sei nur ein abstraktes Konzept der Weisheitslehre, der Philosophie. Vielleicht glauben wir, das sei unglaublich weit weg von unserer alltäglichen Erfahrung. Und genau da täuschen wir uns. Es ist nicht weit weg. Es ist zu nah an uns dran. Das ist das Problem. Es ist so nah, dass wir es nicht mehr sehen können. Wusstest du, dass Augen sich niemals selbst sehen können? Es gibt sehr scharf sehende Augen. Aber selbst die am schärfsten sehenden Augen können sich immer noch selbst nicht sehen. Das ist ein Problem. Denn die Augen der Menschen, ich meine die äußeren als auch die inneren Augen, sind nach außen gerichtet. Sie sehen sich selbst nicht. Sie übersehen sich selbst. Der Geist lenkt die Aufmerksamkeit nach außen. So-lange wir mit dem Geist schauen, können wir nur außen sehen. Auf dem Weg der Stille, auf dem meditativen Weg, lernen wir, nicht mehr mit den Augen des Geistes zu schauen, sondern in die Stille selbst. Nein, die Stille selbst schaut, ist sich ihrer selbst gewahr, ist sich auch der Welt gewahr, während sie ihrer selbst gewahr ist. In diesem Akt des Sich-gewahr-werdens liegt die Befreiung von der Anhaftung an die Welt. An alles, was erscheint. Jede Anhaftung ist Unfreiheit in sich selbst. Wie gesagt, die Menschen versuchen, das Beste daraus zu machen. Und damit geben sich die meisten auch zufrieden. Aber willst du wirklich auf den Grund forschen, willst du dieses Bewusstsein, das alles durchdringt, und das allem zugrunde liegt, direkt ent–decken -, es ist nicht weit weg. Der Geist ist weit weg. Der Geist der Menschen ist weit weg. Ist weit weg und führt sie weit weg, so dass sie übersehen, was näher ist als nah. Was offensichtlicher ist als offensichtlich. Wir können es nicht sehen. Und genau das ist die grundlegende Frustration vieler Suchender, die in vielfältigsten Formen Wahrheit, Gott, die letzte Wahrheit in irgendeinem Objekt finden wollen. Und die nicht begreifen wollen, dass alles, was sie finden können als ein Objekt, nicht die Wahrheit sein kann, weil es nur ein von Gott geschöpftes Objekt ist. Das Ich des Menschen hat es vermocht, sich als ein Subjekt darzustellen. Sich als ein Subjekt dir zu verkaufen. Die Menschen sind sich ja nicht wirklich bewusst darüber, dass dieses Ich auch ein Objekt des Bewusstseins ist. Warum nicht? Sage nur den Satz: „Ich denke.“ Dann ist „ich“ das Subjekt und das Denken ist das Objekt. Ist es nicht so?

Wenn du sagst „ich fühle“, dann ist doch das „Ich“ das Subjekt und das „fühle“ ist das Objekt? Ist es nicht so? Die Sprache vermittelt also bereits diese Täuschung, die ganz grundlegend im Geiste angelegt ist. Die Täuschung nämlich, dass dieses „Ich“ das Subjekt ist. Aber wer kennt dieses Subjekt? Wie selbstverständlich ist dieser Satz: „Ich denke.“ Aber wer denkt denn eigentlich? Wie selbstverständlich ist der tägliche Sprachgebrauch von „Ich dieses“ und „Ich jenes“. Es ist das Selbstverständliche des Selbstverständlichen, so zu sprechen, so zu denken. Ignoranz ist etwas vollkommen Selbstverständliches für die Menschen. Nein, niemand kommt auf diese Idee - man muss erst mal auf diese Idee kommen -, dass man dieses Ich hinterfragen könnte. Wer geht so weit, alles in Frage zu stellen? Ist das nicht selbstdestruktiv? Entziehe ich mir dadurch nicht selbst meinen Boden, meine Existenz, mein Leben? In gewisser Weise ja, aber nur in gewisser Weise. Nicht so, wie destruktive Vorstellungen sich die Auslöschung meiner Existenz vorstellen. Aber du siehst, dein ganzes Denken, deine ganze Wahrnehmung ist ausgerichtet, grundlegend ausgerichtet auf die Idee, dass dieses Ich das Subjekt ist. Wenn das Ich also denkt - wer denkt denn eigentlich? Denkt überhaupt jemand? Ist es überhaupt selbstverständlich, dass da jemand ist, der denkt? Oder wenn du sagst „ich fühle“, wer fühlt denn eigentlich? Glaubst du, es ist selbstverständlich, dass da jemand ist, der fühlt? Das ist alles nicht so selbstverständlich, wie du glaubst und wie die Sprache es vorgibt. Das sind Grundannahmen, die einer Erforschung in Wahrheit niemals standhalten würden. Aber wer ist bereit, so tief zu gehen, das zu erforschen? Gibt es mich überhaupt? Bist du sicher, dass es dich gibt, so wie du dir vorstellst, dass es dich gibt? Niemand kann sich sicher sein. Aber die meisten wollen es so genau gar nicht wissen. Wer will es so genau wissen? Kaum jemand will es so genau noch wissen. Aber das solltest du wissen wollen, denn dort ist der Schlüssel. Dort ist der Schlüssel.

Ich glaube auch, dass ich es so genau wissen will.

Ja. Der Schlüssel zum Wissen über das, was die Welt im Innersten zusammenhält, ist genau an dem Punkt. Lass dich vom stillen Geist lehren. Der stille Geist ist nicht dieses Ich, das denkt, fühlt, empfindet und sieht. Der stille Geist ist eine andere Instanz, eine umfassende Intelligenz, die sich offenbart. Man könnte sagen, eigentlich das Wesen dieses Geistes, der uns plagt. Der sich Ich nennt. Das eigentliche Wesen ist eine umfassende Intelligenz. Wahrlich die menschlich–göttliche Intelligenz als Krönung der Schöpfung. Durch den Menschen wird Gott sich seiner selbst gewahr. Und der stille Geist ist der Mittler dieses Gewahrseins. Deshalb ist es von großer Wesentlichkeit für den Menschen, den Geist in die Stille zu führen. Den denkenden Geist in die Stille zu führen, was nicht heißt, das Denken aufzugeben. Es heißt lediglich, die ungefähr 80% des Denkens, die vollkommen überflüssig sind, aufzugeben. Du musst davon ausgehen, dass ein ganz gewöhnlicher Mensch ..., mindestens 80% der Denktätigkeit ist vollkommen überflüssig und dient lediglich der Ablenkung, dient der Entladung von Energien, dient verschiedenen Motivationen, aber nicht wirklich der Findung der Erkenntnis, der Wahrheit oder auch nur, ganz alltäglich gesprochen, der Organisation des täglichen Lebens. Für diese Organisation brauchen wir einen minimalen Bruchteil der Gedankentätigkeit, die gewöhnliche Menschen aufwenden. Wenn ein und derselbe Gedanke 10, 100 oder 1000mal gedacht wird, ist das keine Vermehrung von Intelligenz. Aber ich habe schon öfter darüber gesprochen, dass ein Großteil der Gedanken nichts anderes sind, als zwanghafte sich wiederholende Gedanken in anderer Maskierung, die nicht der Intelligenz dienen, sondern anderen Motivationen. Das ist nicht der rechte Gebrauch von Intelligenz. Wahre Intelligenz erwächst aus dem stillen Geist. Wenn ein Mensch still wird, dann beginnt eine Intelligenz zu wirken, die nicht vergleichbar ist mit dem, was wir in unserer Gesellschaft als Intelligenz definieren. Intelligenzquotienten sind ja wirklich ein billiger Abklatsch von Intelligenz. Und Menschen, die als sehr intelligent gelten, haben Ausschnitte von Intelligenz sehr weit entwickelt, Extrakte von Intelligenz, Details. Die Intelligenz jedoch, die aus dem stillen Geist erwächst, ist eine Intelligenz, die ich integrale Intelligenz nenne. Eine umfassende Intelligenz. Sie ist mental, sie ist fühlend, sie ist ganzheitlich im wahrsten Sinne dieses Wortes. Sie ist mit der Quelle in Kontakt. Die Quelle ist intelligent. Es ist nicht mehr wirklich eine Intelligenz, die aus der Kenntnis eines Ichs entsteht und dem, was ein Ichgeist sich anlesen oder erwerben kann durch Studium. All das kann Intelligenz nähren, aber was wir brauchen ist diese Intelligenz, die mit der Quelle in Kontakt ist. Und diese Quelle ist der stille Geist. Du entspannst deinen Geist, lässt die Dinge vorbeiziehen. Du musst nicht, wie ich immer wieder sage, nach jeder Wolke gleich ein Lasso werfen. Die kannst du sowieso nicht aufhalten. Zieht sowieso alles vorbei. Nur eine Frage der Zeit. Der sinnlose Versuch so vieler Menschen, die Vergänglichkeit aufzuhalten – es ist genau diese Verwechslung von der ich sprach, das Absolute im Relativen finden zu wollen, Gott in der Schöpfung finden zu wollen. Ja, die Massen der Menschen sind zu bequem, um wirklich alles zu hinterfragen. Deswegen brauchen sie Bilder von Gott, die sie anbeten können. Irgendwann geschieht das, was nicht ausbleibt, nämlich, dass sie die Bilder von Gott mit Gott selbst verwechseln. Wenn ihnen dieses Bild weggenommen wird, haben sie Gott verloren. Das ist tragisch. Der Mystische Weg schafft keine Bilder von Gott. Er zerstört Bilder von Gott. Was dennoch nicht heißt, dass ein Bild von Gott, ein Bild des Absoluten, wie das Bild des Buddhas, das Bild von Jesus Christus, welches Bild auch immer, mich dennoch an das Absolute erinnern kann. Nämlich dann, wenn wir doch erinnern, dass es nur ein Bild ist. Das heißt, wenn mir jemand eine Buddhastatue hinstellt und behauptet, das sei Buddha, dann sage ich: „Warum? Das ist doch nur ein Haufen Blech. Mehr nicht.“ Nichts anderes als ein Haufen Blech. Und alles, was du darin siehst, ist dein Bild. Ja, lass dich von diesem Bild erinnern, aber wisse, es ist nur ein Bild.

Wer ist Beat? Nimmst du mal kurz das Mikrofon.

Hallo.

Ja. In deinem Brief schreibst du, dass du von Zwängen und Emotionen beherrscht wirst. Und wir sprachen im Darshan ja über dieses Thema. Und ich sagte, dass wenn ein Mensch von Zwängen beherrscht wird, dann muss er die Frage stellen: „Wer zwingt mich?“ Darauf antwortet dein Geist jedoch: „Es fehlt mir an Konzentration, an der Frage: Wer oder was zwingt mich?“ Und im weiteren Verlauf deines Briefes gibst du im Grunde schon die Antwort, warum sie dir fehlt. Du sagst: „Im Darshan gestern wurde mir bewusst, dass ich zu viel Energie in die äußere Welt fließen lasse, so dass sie mir in der Meditation fehlt, um an der Frage: Wer oder was zwingt oder beherrscht mich? zu bleiben.“ Problem erkannt, Problem gebannt? Noch nicht ganz. Die Antwort wird gegeben, aber natürlich, was du hier beschreibst, ist ein Hindernis der meisten Menschen, die ihr Leben der äußeren Welt widmen. Was ja nichts anderes bedeutet, als dass Energie ausfließt. Und ich sprach vor wenigen Tagen im Darshan hier über den Unterschied zwischen dem Ausfließen in die Welt und dem Einfließen in sich selbst, was auch ein Einfließen in die Welt ist. Du musst also, so wie alle Menschen, die Aufmerksamkeitsrichtung umdrehen. Du musst beginnen, ein inneres Leben zu führen. Ein inneres Leben zu führen ist ein Leben, das der Meditation gewidmet ist. Das ist ein Leben, das dem Bewusstsein gewidmet ist. Und was die Energie sammelt, das ist kein geistiges Sammeln von Wissen, das ist eine Rückholung, eine Konzentration von Bewusstseinskraft. Es braucht zunächst Konzentration. Bevor wir wirklich die Erfahrung von Meditation machen können, müssen wir die Erfahrung von Konzentration machen. Konzentration ist Sammlung von Bewusstseinskraft. Wenn du dir vorstellst, vor deinen inneren Augen ist eine Diffusorlinse, die alles zerstreut, eine Zerstreuungslinse, dann wird das Sehen nicht scharf sein. Für Selbsterforschung brauchen wir aber scharfes Sehen. Was wir brauchen - um in Bildern weiter zu sprechen -, sind innere Augen, die wie ein Laserstrahl sehen. Die auf den Punkt sehen können. Es nützt dir nichts, wenn du alle Punkte drum herum sehen kannst, aber nicht den Punkt. Und genau das ist ja das Dilemma der meisten Menschen. Und das ist es auch, was eigentlich „der blinde Fleck“ meint. Wir haben so viele blinde Flecken, weil wir nicht auf den Punkt sehen. Um auf den Punkt zu sehen, brauchen wir die natürliche Fähigkeit zur Konzentration. Angst - es gibt viele Kräfte, die wir anschauen können, die als ein Diffusor wirken, eine Zerstreuungslinse. Hol diese Bewusstseinskraft zurück, indem du ein inneres Leben führst. Indem du ein Leben führst, das der Meditation gewidmet ist. Das ist kein freudloses, karges, enthaltsames, verzichtreiches, auf jeden Genuss verzichten müssendes. So stellen sich manche Menschen naiv ein inneres Leben vor. Aber es ist etwas Wahres daran, wie so häufig mit diesen klischeehaften Vorstellungen. Und was wahr ist, ist dass du verzichten musst auf Formen der Zerstreuung. Zerstreuung in deinem Leben, Zerstreuung deiner Bewusstseinskraft, Zerstreuung deiner Aufmerksamkeit. Das macht dein inneres Sehen so schwach. Das raubt dir die Fähigkeit, auf den Punkt zu sehen, was ja eigentlich eine ganz natürliche Fähigkeit des Bewusstseins ist. Bewusstsein sieht. Bewusstsein ist sich bewusst, allem was ist. Du musst nicht wirklich lernen, scharf zu sehen. Das kann das Bewusstsein schon. Du musst nur den Diffusor wegnehmen. Dann siehst du wieder scharf. Und dann gewinnt deine Selbsterforschung erst an Kraft.

Kannst du mich hören?

Ich kann Dich sehr gut hören.

Was hörst du, und was macht das mit dir?

Ich sehe diesen Schleier, der über mir ist und (...?) den Punkt nicht sehen kann. Ich sehe alles mögliche und das verzettelt mich, das merke ich.

Was fokussiert dich?

Die Sehnsucht, die Sehnsucht nach der Stille, die Sehnsucht nach der Nähe.

Was soll verschleiert werden?

Meine Suche in der Außenwelt, meine Suche nach Dingen, die nicht mein Selbst nähren.

Nein, nein. Das ist Teil der Verschleierung. Beantworte die Frage nicht jetzt. Ich kann dir nur sagen, wenn es Schleier gibt, dann gibt es auch etwas, das verschleiert werden will. Deine Suche im Außen ist nicht das, was verschleiert werden will, sondern die Verschleierung. Verwechsle das nicht.

Martin, noch eine Anmerkung zu deinem Brief. (...).

Ja, ich danke dir erst einmal, dass du dich mitteilst. Und du schreibst darüber, dass du den Mut nicht aufbringst, dich mitzuteilen im Darshan. Und ich zitiere einen Ausschnitt aus deinem Brief: „Ich spüre in mir ein zitterndes, fühlendes Herz. Es ist dort eine so große Empfindsamkeit und Feinheit, dass ich fürchte, sie wird verletzt, wenn ich sie zeige. Gleichzeitig schafft mir diese Wahrnehmung ein wunderschönes Gefühl der Berührung und Intensität mit dem Bedürfnis, damit in die Welt zu gehen, und ihr zu begegnen. Wenn da doch bloß nicht diese Angst wäre, niedergemacht und verachtet zu werden.“

Ich kann sehr gut nachempfinden, was du meinst. Und ich kann auch sehr gut nachempfinden, wie sich diese große Empfindsamkeit und Feinheit anfühlt und wie leicht aus dieser Wahrnehmung die Angst wird, verletzt zu werden, wenn sie gezeigt wird. Ich kann dir sagen aus meiner eigenen Geschichte, dass ich diese Wahrnehmung sehr gut kannte. Dass, als sei dort etwas so Feines, das sozusagen in der Welt gar nicht sein kann, und darüber überlagert: sehr schnell die Angst, verletzt zu werden, die eigentlich ein Missverständnis ist. Aber das ist gar nicht der Punkt, auf den ich eingehen möchte. Was ich dir sagen möchte ist, dass diese Feinheit, diese unendliche Feinheit und Empfindsamkeit nur die eine Seite ist. Es geht auf diesem Weg um das Verständnis des Vereinigungsweges. Womit muss sich denn diese Feinheit vereinigen, um zu sein, um sein zu können, ohne dass die Angst, verletzt zu werden, ständig eingreifen muss? Um bei der Wortwahl der Gegensätze zu bleiben kann ich dir sagen, wenn ich die Vereinigung in mir wahrnehme, dann kann ich sagen, ja, es gibt große Feinheit, aber es gibt auch große Grobheit. Grobheit ist ja ein Begriff, den wir meist nicht mehr verstehen können, weil er belegt ist mit moralischen Ansprüchen. In Wirklichkeit jedoch ist Grobheit eine wesentliche Kraft. Sie ist eigentlich nur Ausdruck von Kraft. Wenn also die Feinheit alleine dasteht in dir, sozusagen ungeschützt, dann ist das ein Hinweis darauf, dass dir die andere Seite nicht bewusst ist, dass sie nicht in deinem Bewusstsein integriert ist. Du brauchst, um bei diesem Gegensatzpaar zu bleiben, Feinheit und Grobheit. Eine sehr feine Kraft und eine sehr starke Kraft. Wo ist die andere Seite der Feinheit? Weißt du überhaupt, wovon ich rede, oder ist es dir zu fremd?

Es ist mir zu fremd.

Ja.

Vielleicht fällt es dir leichter, wenn ich dir ein vereinfachtes Bild gebe, um deutlich zu machen, was ich meine. Wenn du ein kleines Kind alleine laufen lässt, bekommt es Angst. Wenn du aber den Vater neben dieses kleine Kind stellst, ist die Angst plötzlich weg. Das liegt nicht daran, dass das der Vater ist, sondern dass dieser Vater eine andere Kraft repräsentiert. Das Kind wäre also in diesem Verstehen die Feinheit und der Vater die Grobheit. Verstehst du mich?

Ja, das kann ich verstehen.

Ja. aber ich warne dich – dieses bildhafte Verstehen ist etwas begrenzt und ist noch nicht genau das, was ich meine. Also halte dich nicht an Kind und Vater fest.

Ich danke Dir, OM.

Du musst den Weg der Kraft gehen, die Kraft entdecken. Sie bietet das Fundament für jegliche Feinheit. Feinheit ist auch Kraft, die aufgestiegen ist. Aber sie braucht die Wurzeln in der groben Kraft. Dann kann sie sein. Du wirst verstehen.

Danke für Darshan.

gekürzter Auszug aus dem Darshan mit OM C. Parkin auf der Schweibenalp am 19.07.2008
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