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Was ist es, was du wirklich willst?

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Man muss Wünsche verstehen als energetischen Impuls der Manifestation, überhaupt als die Urform von Energie, die auch das menschliche Dasein formt. Ich könnte sagen, dass das ganze Leben - ich meine damit die Welt der Erscheinungen - ein Ausdruck des Wünschens Gottes ist. Gott hat diesen Wunsch, und das Leben ist ein Ausdruck davon - und nur davon. Jetzt gibt es aber - wie wir wissen - in der dualen Erfahrung eines Menschen noch jemand anderen. Wir nennen diesen anderen: Ich. Also einmal gibt es Gott, und dann gibt es ein Ich. Das sind Namen für Kräfte, die miteinander in Konkurrenz treten. Und dann kommt dieses Ich daher, und hat auch Wünsche.

Reine göttliche Energie ist gerichtet, weil Gott jederzeit weiß, wo ES hingeht. Stelle dir vor, wie der gerichtete Strahl beginnt, sich unendlich aufzufächern und in verschiedenste Richtungen zu strahlen. In Wirklichkeit treten diese Kräfte nicht in Konkurrenz miteinander. Doch weil Menschen an der Oberfläche ihrer selbst leben, haben sie vergessen, dass die Vielfalt der Oberfläche gleichzeitig Ausdruck des Einen ist. Sie wünschen sich alles Mögliche, aber dort, an der Oberfläche, erkennen sie nicht, dass diese vielfältigen Wünsche nur Ausdruck eines einzigen tieferen Wunsches sind.

Die Wünsche des Ich sind blind. Sie berühren das Leben nur sehr selten. Die meisten Menschen befinden sich fest in den Fängen des geschlossenen Systems von Ich, eine Seifenblase bestehend aus Denken, Bildern, Gefühlen und Empfindungen, und sie berühren die Tiefe des Lebens nicht. Sie sehen sich selbst nicht, sie haben sich vergessen. Selbstvergessen fangen sie an zu leiden an den Gedanken, zu leiden an den Emotionen und zu leiden an der Begrenztheit des Körpers. Und immer wieder glauben Menschen fest daran, dass alles gut wäre, wenn nur ihre Wünsche endlich in Erfüllung gingen.

Ja - immer wieder glauben wir an die Möglichkeit der Befreiung und der Glückseligkeit durch die Befriedigung unserer Wünsche. Und es fällt uns schwer, in absoluter Wahrhaftigkeit der Enttäuschung ins Auge zu sehen, der wir letztlich immer wieder begegnen. Alles, was von vorübergehender Natur ist, wird uns enttäuschen. Das Ich ist in einer Zwickmühle, die darin besteht, dass es einerseits diesen Körper als seinen Aufenthaltsort identifiziert, und dass dieser Körper auf der anderen Seite der Wohnort des Todes ist. Aber solange wir glauben, in der Zeit zu leben und überleben zu können, übersehen wir die vorübergehende Natur der Dinge.

Wir sind beispielsweise jahrelang in einer glücklichen Partnerschaft und merken nichts mehr von vorübergehend, nichts mehr von Unglück, nichts mehr von Leiden, nichts mehr von Unerfülltheit. Wir merken es einfach nicht mehr, wir schlafen fest ein in unserem kleinen Glück. Und dann kommt dieser Moment der zwangsläufig kommt - der Moment der Enttäuschung, der Moment des bösen Erwachens, wo uns der Schleier wieder vom Gesicht gerissen wird. Manchmal geschieht das nach zehn Jahren, manchmal nach tausend Jahren. Wir identifizieren uns mit dem vergänglichen Glück, verlassen immer wieder den Weg der Erkenntnis, werden immer wieder ent-täuscht.

Es ist erschreckend, wie Menschen in diesem kleinen vergänglichen Glück immer wieder ihren Frieden suchen und ihr ganzes Leben dafür aufopfern, diesen Frieden irgendwo in der Außenwelt zu finden, an der Oberfläche des Lebens. Sie wollen nicht wahrhaben, dass sie enttäuscht werden müssen, wieder und immer wieder, und dass ihr Leben letztlich eine einzige Enttäuschung ist.

Deshalb sollten wir uns nicht mit dem kleinen Glück zufriedengeben. Wir können es im Moment genießen, aber wir sollten uns damit nicht aufhalten, wir sollten weitergehen, tiefer. Ein Moment der Befriedigung des Körpers oder ein Moment des vollkommenen Wohlbefindens oder der Geborgenheit - all das ist nicht der Frieden selbst. Der Frieden, der nicht kommt und nicht geht, sondern der einfach ist. Eins mit allem, ein Geschenk des Himmels.

Die Selbstzufriedenheit mit dem kleinen Glück ist es, die die vollkommene Zuwendung zu diesem einen Wurzelwunsch verhindert - dem Wunsch, frei zu sein. Frei von jeder Bindung, frei von jeder Verhaftung, von jeder Abhängigkeit und von jeder Unabhängigkeit. Es hat nichts zu tun mit vermeintlichen Abhängigkeiten des Außen: dem Staat oder der Gesellschaft, der Partnerschaft oder den Kindern - das sind keine Abhängigkeiten, das sind nur energetische Dynamiken. Die wirkliche Abhängigkeit, die wir erfahren, ist eine Abhängigkeit von unseren eigenen selbstgeschaffenen Denkstrukturen.

Es geht nicht darum, dass wir uns Wünsche verbieten, aber der wirkliche Wunsch, der Wurzelwunsch, muss von einem Menschen auf der Suche nach Frieden wiedererkannt werden, indem er bereit ist, die vielfältigsten Wünsche, nach denen er strebt, in die Tiefe zu verfolgen, nach innen, um zu prüfen, was der Wunsch dahinter ist. So stelle ich an Menschen immer wieder die eine Frage: Was ist es, was du wirklich willst?

Wenn ich mir beispielsweise eine Partnerschaft wünsche, dann gebe ich dem innerlich Raum und spüre, was ich mir wirklich darin wünsche. Partnerschaft ist ja nur eine Projektionsfläche für einen tieferen Wunsch. Auf diese Art und Weise - auf einem inneren sich vertiefenden Weg - ist es möglich, den Wurzelwunsch zu erkennen. Und wenn der Wurzelwunsch frei ist, wenn dieser Wunsch wirklich und vollkommen frei ist, dann ist auch ein Mensch frei.

Die Wahrheit ist, dass jeder Mensch nur diesen einen Wunsch nach Freiheit hat - aber er muss ihn sehen können, er muss ihn fühlen können, er muss Eins sein mit ihm. Und die Wahrheit ist natürlich: Er ist Eins mit ihm.

Artikel von OM C. Parkin, 2003
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