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Was macht uns krank?

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INTERVIEW MIT OM C. PARKIN, 01.02.2010 DER ZEITSCHRIFT KGS BERLIN

Quelle: Interview am 01. Februar 2010 der Zeitschrift KGS (Körper Geist Seele, Berlin) mit OM C. Parkin.

Frage: Was macht uns krank?

OM: Auf diese Frage gibt es so viele Antworten, wie es Verständnisebenen gibt über das, was „krank“ ist, bzw. über das, was im menschlichen Sinne „gesund“ ist. Noch während des Mittelalters hatte kranc die erweiterte Bedeutung von „gering, schmal, schwach“, und beschreibt somit im umfassenden Sinne einen Zustand, der ein natürlicher Teil der conditio humana, des menschlichen Zustandes angesichts Vergänglichkeit und Tod ist. In diesem übergeordneten Sinne ist jeder Mensch krank und diese dem menschlichen Zustand innewohnende Krankheit wird nur durch den inneren Weg der religio, der Rückkehr und Wiederanbindung an seine Quelle behoben. Diese innerste Quelle des Menschen wird in der indischen advaita –Lehre das SELBST genannt, im Christentum GOTT, wiederum andere Traditionen sprechen vom HERZ. Alle authentischen, inneren Wege verkünden dieselbe frohe Botschaft: Die Möglichkeit des Menschen, seine Hinfälligkeit und Schwäche, ausgelöst durch sein unwiderrufliches Ausgeliefertsein gegenüber dem Tod, zu überwinden und in das Reine Bewußtsein einzukehren, sinnbildlich auch das Ewige Leben. Diese Einkehr in das Ewige Leben ist für jeden Mystiker kein hehres, religiöses Konzept, sondern reale Erfahrung durch die Einsicht in seine wahre Natur.

Gewöhnlich wird der Begriff der Krankheit in einer engeren, wie auch oberflächlicheren Bedeutung verwendet. Wir können ihn nutzen, um einen Zustand der Dysfunktionalität, der Disharmonie in einem der drei Körper des Menschen zu beschreiben, nennen wir sie Körper, Geist und Seele1 (was ja auch der Name dieser Zeitschrift ist). Aus der Sicht der Weisheitslehre, wie auch aus der Perspektive aller integralen Heillehren, wie z.B. der klassischen Homöopathie, ist die geistige Krankheit die gravierendste. Doch auch hier ist die Frage, was „krank“ und was „gesund“ ist, letztlich relativ und nicht eindeutig zu beantworten. Im Englischen ist a crank ein Spinner, also jemand, der nicht ganz bei Sinnen ist. In gewisser Weise sind ja alle Menschen Spinner, wenn wir den „ganz normalen Wahnsinn“, den die Gesellschaft gewöhnlich als „gesund“ definiert, in die Betrachtung miteinbeziehen.

Was macht den Menschen krank? Mir fällt eine Bemerkung von Byron Katie ein, welche die Frage in einer Umkehrung, also indirekt beantwortet. Sie sagte: „Ich habe irgendwann aufgehört, mich mit dem Leben anzulegen.“

Frage: Gibt es so etwas, wie eine geistige Abwehr, vergleichbar mit einer körpereigenen Abwehr?

OM: Der Begriff der Abwehr erweckt bereits das innere Bild eines trügerischen Szenarios: Der Feind, also das Krankmachende sitzt im Außen, versucht einzudringen und kann bestenfalls abgewehrt werden. Auf einer körperlichen Ebene kann diese Dualität noch aufrechterhalten werden, auf einer geistigen Ebene erweisen sich alle vermeintlich „äußeren“ Kräfte als projizierte, innere. Abwehr ist ein Begriff aus der Kriegsführung, der für die Gesundung des Geistes völlig unangemessen ist. Was sollte auch abgewehrt werden, wenn das, was es abzuwehren gilt, innen ist? Und ist derjenige, der abwehren möchte, überhaupt ein anderer, als der, oder das, was abgewehrt werden muß? Je tiefer ein Mensch nach innen forscht, desto mehr wird ein Konzept von geistiger Abwehr ad absurdum geführt. Ein Konzept, welches in dem Verständnis geistiger Gesundung des Menschen viel wesentlicher ist, ist das Konzept der Integration. Im Geistigen bedeutet Integration auch die Zurückgewinnung des Abgespaltenen. Wenn alles, was dem Menschen eigen ist, sich wieder in seinem inneren Besitz befindet, so stellt sich auf natürliche Weise ein Zustand harmonischen Gleichgewichts ein. Meister Eckhart beschrieb sie Seligkeit des Menschen jedoch als „geistige Armut“. Was ist damit gemeint? Erst wenn ein Mensch im Geiste alles zu sich zurückgeholt und zurückgenommen hat, nur dann ist er bereit, alles loszulassen und in die Stille einzukehren. In dieser Stille ist der Mensch frei von Leiden und „geistig arm“.

Frage: Welche Rolle spielt in der Gesundung des Menschen die innere Verbindung zum Wesenskern?

OM: Wenn es dem Menschen gelingt, mit seinem Innersten, der Seele in Verbindung zu bleiben, so ist das die beste Voraussetzung für seine Gesundheit.

 

1 Eigentlich müßte diese Trinität „Körper, Seele, Geist“ heißen, zumindest dann, wenn die drei Körper des Menschen gemeint sind. In der Trinität „Körper, Geist, SEELE“ meint SEELE den Tropfen im Ozean, der eins ist mit dem Ozean, bezeichnet also das Transzendente und nichts Menschliches mehr.

 

INTERVIEW MIT OM C. PARKIN, 01.02.2010 DER ZEITSCHRIFT KGS BERLIN
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