Mystik

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Unter Mystik wurde und wird ganz allgemein immer eine Form des inneren Weges verstanden, der die inneren Erfahrungen betont und eine Vereinigung mit Gott im Inneren anstrebt.

Das Wort Mystik hat den gleichen Wortstamm wie das französische Adjektiv „muet“, deutsch „stumm“, das wiederum auf das griechische Verb „myen“ zurückgeht, was so viel bedeutet wie: „Augen und Ohren verschließen“, also sich von den äußeren Sinneseindrücken zurückzuziehen und sich nach Innen zu wenden. Damit gibt das Wort bereits einen Hinweis auf die „stille Tradition“, aus der auch OM C. Parkin kommt. 

Es lassen sich drei Formen der Mystik unterscheiden, deren Bewusstseinsebenen einander hierarchisch übergeordnet sind. 

Die niederste Stufe ist die Naturmystik, die Ken Wilber auch als die erste Stufe transpersonalen Bewusstseins bezeichnet. Es ist die mystische Vereinigung mit dem grobstofflichen, niedersten Reich, das, was in der Philosophie oder Theologie im weitesten Sinne unter Pantheismus verstanden wird, nämlich die Gleichsetzung von Gott und Natur.

Ihr übergeordnet ist die Gottheitsmystik, die zweite Stufe des transpersonalen Bewusstseins, beispielsweise die Vereinigung mit Gottvater in der christlichen Religion oder mit einer der hinduistischen Gottheiten in der indischen Bhakti-Tradition. Hierher gehört vor allem die „Braut-Mystik“, die nach der Vereinigung der Seele mit Gott als dem wahren inneren Geliebten strebt. Diese Vereinigung mit subtilen Erscheinungen der eigenen Göttlichkeit ist meist geprägt durch intensives emotionales Erleben bis hin zur Ekstase. Die Begrenztheit dieser Bewusstseinstufe gegenüber der non-dualen Mystik, der dritten Stufe des transpersonalen, des „advaitischen“ Bewusstseins, zeigt sich darin, dass die Vorstellung, die Gegenständlichkeit dessen, was der Geist glaubt, was Gott ist, nicht völlig aufgegeben und Gott als „Du“, als „Gegenüber“ in welcher Gestalt auch immer erfahren wird. Teresa von Avila, eine der bedeutendsten Mystikerinnen dieser Stufe, beschrieb Gott häufig in sehr konkreten Bildern als den „Herrn“ und den „König“ und die Vereinigung mit ihm als Vermählung, wobei für sie als Nonne, als „Braut Christi“, meistens Christus für Gott stand. Allerdings sind die Grenzen zwischen den mystischen Bewusstseinsstufen fließend, da jede höhere Stufe die niedere integriert und Übergänge in die obere oder untere Stufe möglich sind. 

Es gab und gibt insgesamt im abendländisch-christlichen Kulturkreis vergleichsweise nur sehr wenige Mystiker, denn Mystiker waren in den Augen der Kirche immer potentiell Häretiker und der Verfolgung durch die  Inquisition ausgesetzt, da der unmittelbar in der eigenen Seele erfahrene Gott selten dem dogmatisch festgelegten Gottesbild der Kirche entsprach. Das galt insbesondere für die Vertreter der non-dualen Mystik, die sich mit Gott Eins und deshalb Gott gleich wussten, was in den Augen der Kirche Selbstüberhebung und Gotteslästerung darstellte. Tatsächlich waren diese höchsten, völlig entpersönlichten  Dimensionen des Bewusstseins jedoch in allen Kulturen nur wenigen Menschen zugänglich. Im abendländischen Kulturkreis ist neben Meister Eckehart besonders die französische Mystikerin Marguerite Porète zu nennen, die der Häresie angeklagt, verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Ihr einziges trotz Kirchenbann auf Umwegen überliefertes Werk, Der Spiegel der einfachen Seelen, zeigt bis hin zu den Metaphern eine erstaunliche Übereinstimmung mit advaitischen Texten. Das Buch beschreibt den Läuterungsweg der Seele bis zu ihrer „Einformung“ in die göttliche Liebe und ihrem Fall aus der Liebe ins Nichts. Wenn sie Nichts ist, ist nur noch Gott. Dann, so heißt es, „bin ich einzig und allein, was Gott in mir ist und nichts anderes. Und auch Gott ist eben das, was er in mir ist. ... denn außer ihm ist nichts.“

Die von OM C. Parkin gelehrte „Innere Wissenschaft“ kann als die Erkenntnisform der non-dualen Mystik betrachtet werden; wie der Theologe und Zen-Lehrer Peter Lengsfeld schreibt, ist „mystische Erkenntnis ein unmittelbares Schauen mit dem Auge der Kontemplation und im Grunde ebenso objektiv überprüfbar wie naturwissenschaftliche Erkenntnisse.“ Das bestätigt auch Ken Wilbers Aussage: „Sowohl Mystik als auch Wissenschaft berufen sich auf den unmittelbaren Augenschein“.

Aufgrund der kirchlichen Auslegung christlicher Lehre  existiert in der abendländischen Kultur weder eine lebendige mystische Tradition des inneren Weges noch darf es lebende Meister geben. Anerkennung in Form von Heiligsprechung erfolgt grundsätzlich nur posthum, Heiligsprechung von lebenden Meistern, also die Wiederkehr von Jesus Christus in lebendiger Form, war und ist bis heute undenkbar. 

(Der Text beruht auf Inhalten eines Vortags von OM C. Parkin: „Mystik und Innere Wissenschaft“)

 

 

 

 

 

 

Credit Header Image: NASA, Holland Ford (JHU), the ACS Science Team and ESA
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