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Buch „Mythos Erleuchtung" – Auszüge

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Ein Interview mit OM C. Parkin

„Erst wenn alle Vorstellungen und Ideen von Erleuchtung verschwinden, IST sie. 
(…) Die meisten spirituellen Sucher befassen sich mit Unwesentlichem, mit Sinneserfahrungen, Visionen und spirituellen psychologischen Konzepten (…).“ 
(OM C. Parkin)

Weil ‚Erleuchtung‘ jenseits der Erfahrungswelt des normalen Menschen liegt, jenseits der bekannten Welt seines Ichs, gebiert die Vorstellungswelt des menschlichen Geistes einen Mythos, der nur gespeist sein kann aus Missverständnissen, Unwissenheit, Vorurteilen und Aberglauben. 
Liegt dies einfach auch an einem Desinteresse an der inneren Welt, v.a. in der abendländischen Gesellschaft, in der durch eine regelrechte Verabsolutierung des mündigen Verstands, der meint über alles zu wissen, die Aufmerksamkeit der Menschen von innen nach außen gelenkt wird?

„Erleuchtung ist nicht Allwissen, sondern Nichtwissen.… 
Es ist nicht göttliche Kenntnis,
sondern göttliche Unkenntnis.“
Ken Wilber
 

Mythos Erleuchtung – Auszüge

Texte aus einem Interview mit OM C. Parkin

Man könnte doch sagen, Erleuchtung sei ein besonderer Zustand, der nicht vergeht, sondern ewig ist?

OM    (…) Es gibt in spirituellen Kreisen viel Aberglauben in Bezug auf Erleuchtung – und ich möchte dieses ‚kollektive Erleuchtungstrauma‘ in unserem Gespräch klären. Viele glauben, Erleuchtung sei ein Zustand, der andere Zustände ausschließt, wobei sie an Glückseligkeit als ein Gefühl denken. Sicher kann es sein, dass du z.B. im Zusammensein mit einem Meister Glückseligkeit erfährst. Wenn dieser Zustand dann vergeht, glauben die Leute, sie hätten Erleuchtung verloren. Erleuchtung ist nicht auf einen Zustand begrenzt. Das ist der Irrtum, wo viele in ihrer Realisation landen. Diese Landung ist eine Begrenzung, die allerdings im Begriff der Erleuchtung selbst liegt, denn Erleuchtung tut so, als gäbe es ein Gegenteil, nämlich Verdunkelung. Insofern ist der Begriff begrenzt und zeigt nicht auf die letzte Wahrheit, die von Zen-Meistern auch als Gewöhnlichkeit beschrieben wird. 

Es gibt keine Methode, die zur Erleuchtung führt, denn jedes Mittel wird vom Geist (engl.: mind) eingesetzt. Dieser Geist gleicht einem Dieb, der sich als Polizist verkleidet hat und so tut, als würde er den Dieb jagen. Es ist ein und derselbe Geist. Der Geist kann nie den Geist auslöschen! Eine Technik mag helfen, den Geist zu fokussieren oder zu einer relativen Ruhe zu bringen, aus der heraus SELBST-Erforschung besser möglich ist. Dabei ist der Geist nicht verschwunden, sondern nur verfeinert, er hat sich auf eine andere Ebene begeben. Da glauben dann viele: „Ich hab´s“. Durch Bemühung, Techniken und Praktiken auf dem spirituellen Weg kann ich wohl an den Rand des Abgrundes gehen. Das Fallen jedoch, die Realisation des SELBST, geschieht nicht durch Bemühen, sondern durch das, was ich als Gnade bezeichnen möchte.

Ist nicht gerade die Unvollkommenheit dessen, was ich wahrnehme, das Leiden, der Anstoß die Wahrheit zu suchen?

OM    Alles ist vollkommen, so wie es ist. Aber das muss erst einmal erkannt werden. Richtig ist: Das Bewusstsein des Leidens treibt den Suchenden an, diese Realisation zu wollen. Das Verrückte ist: Seit Beginn der großen Religionen scheint es nur eine Handvoll Erleuchteter gegeben zu haben. Das liegt daran, dass nur so wenige wirklich an Erleuchtung interessiert waren und sind. Auch im New-Age und den damit verbundenen Strömungen sind die meisten nur daran interessiert, dass es ihnen gut geht, dass sie intensive, paranormale, mystische, tantrische, Engel- und Dämonen-Erfahrungen machen. Diese Erfahrungen von Glück sind jedoch begrenzt und nicht das Glück selbst. Ich sehe darin letztlich die Angst, die vor der Leere wegläuft.

 „Was bringt mir Erleuchtung?
 NICHTS …
und ALLES!“    
 OM C. Parkin

Bedeutet Erleuchtung oder Befreiung nicht das Ende des Leidens, wozu auch die Angst vor dem Tod gehört? Insofern macht doch die Frage Sinn: „Was hat dir Erleuchtung gebracht?“

OM    Wenn du mich fragst: „Was habe ich davon?“, muss ich auf einer absoluten Ebene antworten: „NICHTS“. Auf die Frage eines Schülers „Was hab´ ich denn von Meditation?“ antwortete der Zen-Meister: „NICHTS“. Erst wenn du erkennst, dass du nichts hast und auch nichts mehr willst, bist du in Meditation. Auf einer anderen Ebene kann ich antworten: „Du hast ALLES davon“. Erst in diesem natürlichen Zustand kannst du das Leben ganz befreit genießen. Alle Menschen versuchen, das Leben irgendwie zu genießen, aber sie laufen vor ihrer tiefsten, unterbewussten Angst weg: der Angst vor der Selbstvernichtung. Dieser Angst kannst du dich stellen, indem du fragst: Wer stirbt? 

Welche Rolle spielt der Meister oder Lehrer in diesem Erleuchtungsspiel?

OM    Leider tritt hier eine weitere Problematik auf, die im Schüler-Lehrer-Verhältnis liegt. Der Schüler baut eine Beziehung zur Person des Lehrers auf, projiziert ihn nach außen. Wenn Schüler sich in die Person des Lehrers, die scheinbar außen erscheint, verlieben oder sie ablehnen, vermeiden sie den Lehrer selbst zu umarmen. Sie halten die Person für den Erleuchteten. Eine Person kann nicht erleuchtet werden. Wer also ist der Lehrer? 

Für den Schüler ist es unabdingbar, einen Lehrer zu haben, meist in menschlicher Form, weil der Geist viel zu clever ist, als dass er sich selbst aufgeben würde. Es bedarf einer Richtungsweisung. Der Schüler hat die Tendenz, immer wieder irgendwo zu landen, sei es aus Stolz, Zorn, Angst oder sonstigen Beweggründen. Die Aufgabe des Lehrers ist nicht, dem Geist auf diesen Ebenen zu schmeicheln, sondern ihn ins Bodenlose zu führen. Ein echter Lehrer wird die Projektionen seiner Schüler nicht unterstützen. Jede Form von Beziehung bedeutet Anhaftung und damit Begrenzung. Der Lehrer wirft den Schüler auf sich selbst zurück und er gibt ihm nichts. 

Es ist völlig o.k. zu sagen: „Ich möchte dies und jenes, aber ich bin noch nicht bereit für die Erleuchtung“. Es besteht ja kein Erleuchtungszwang. Nur: Unter diesem Deckmäntelchen, dass Menschen nach Befreiung, nach dem wahren Glück suchen, geschieht alles Mögliche. Es wird von vielen der Anspruch vertreten, Menschen zum Glück zu führen. Ein Lehrer kann nur seinem eigenen begrenzten Verständnis entsprechend handeln, denken und fühlen und dieses Verständnis weitergeben. Ich sage nicht, dass daran etwas falsch ist. (…) Wenn Menschen mich im Darshan fragen: „Da habe ich nun zwanzig Jahre gesucht, war das etwa alles umsonst?“ antworte ich: „Nein, das hat dich auf eigentümliche Weise genau zu diesem Moment geführt, wo du erkennst, dass die Befreiung jetzt möglich ist.“ 


Quelle: „Mythos Erleuchtung – Ein Interview mit OM C. Parkin“, advaitaMedia, neubearbeitete 2. Auflage 2003

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