Dies ist ein Ausschnitt einer Mitschrift vom Darshan mit OM C. Parkin vom 12.08.05 auf der Schweibenalp
Frage: Es ist wirklich so, dass ich mir wünsche, hier zu sein - jetzt. Und ich sehe diese Mechanismen des Geistes, der sich in Vergangenheit und Zukunft aufhält. Ich bin hergekommen, weil ich auf irgendeine Art Unterstützung wünsche, wirklich ganz hier zu sein in diesem Moment.
OM: Sei hier! Sei anwesend. Komm näher. Lass es zu. Höre den Ruf und das Folgen geschieht von selbst. Wenn du den Ruf hörst, folgst du ganz von selbst. Nicht blind, betäubt, berauscht, sondern ganz bewußt. Dieser Ruf ist ein Ruf deines eigenen Herzens, und was es genau erfordert von dir, wie die Reise aussieht, welchen Preis du zu zahlen hast, wie das Geschenk aussieht oder wie es sich anfühlt, all das kannst du nicht wissen. Alles was du tun kannst ist zu verhindern, daß du immer wieder abspringst, daß du dich abkehrst, abwendest in dem Augenblick, wo du an eine Grenze stößt, wo es dir zu heiß wird. Das ist der Augenblick, an dem die Menschen scheitern, sich abkehren. Denn ein Augenblick in Anwesenheit des Selbst erscheint dir wie das Paradies auf Erden und jenseits davon, während ein anderer Augenblick dir wie die Hölle selbst erscheint. Du mußt nicht glauben, daß die große Eröffnung, die große Offenbarung in jedem Augenblick ein einziges Zuckerschlecken ist; das weißt du natürlich auch. Es gibt diese Augenblicke, die etwas in deinem Geiste berühren, und alles sträubt sich dagegen, das vollständig zu berühren und zu nehmen. Auch diese Augenblicke kannst du nicht vorhersagen. In dem Augenblick trennt sich die Spreu vom Weizen, nämlich in diejenigen, die das lieben, was sie lieben und diejenigen, die das lieben, was sie lieben und was sie hassen. Diejenigen sind bereit, jenseits dieser konditionierten Vorlieben und Abneigungen in Berührung zu kommen mit dem Sein selbst, mit dem, was diesem Vorurteil nicht unterworfen ist. Vorliebe ist das, was die Weisheit bereits über dieses Wort aussagt: Vorliebe steht immer vor der Liebe und doch halten es viele Menschen für die Liebe selbst und leben ein Leben in Vor-Lieben, leben in gewisser Weise ein Vor-Leben, leben etwas, was vor dem Leben steht, halten es für ein bequemes Leben. Es hat auf den ersten Moment etwas Gemütliches, aber es ist nicht frei. Es ist nicht frei, das zu lieben, was der Geist liebt und das abzulehnen, was er nicht liebt. Das ist unfrei. Das ist ein Ausdruck des Sklaventums, das wir leben. Und all das, was ich sage, kannst du in deiner einfachen Erfahrung von eben nachvollziehen, indem du erkennst, was der Geist tun will, wenn er diesen Moment nicht liebt. Er liebt ihn nicht, er will ihn nicht, warum auch immer. Und er flüchtet in seine Vor-Liebe und wer in die Vorliebe flüchtet, flüchtet vor der Liebe, vor sich selbst - in eine Traumwelt, die so viel Reichtum für die Menschen zur Verfügung hält. Sie ist reich. Sie ist reich an Illusionen. Diesem falschen Reichtum erliegen die Menschen. Lieber träumen sie von einer schönen Welt, von einer besseren Welt. Übertragen auf das Ich bedeutet das: Träumen von einem besseren Ich, von einem erleuchteten Selbst, von vielen Augenblicken, die woanders sind, als dem zu begegnen, was ist. Das Absurde ist, sie merken nicht während dieses Vorkommnisses, daß sie gar nicht wissen, was ist, daß sie gar nicht kennen, was ist, daß sie nichts über diesen Augenblick wissen. Sie haben ihn nur übersprungen, sie haben ihn umrundet, sind in seiner Peripherie gelandet.
Es ist, als würdest du einen stillen Bergsee mit der Spitze deines kleinen Fingers berühren und dem ersten Urteil, das Wasser sei unerträglich kalt, folgen, dich abkehren. Aber was willst du wissen über diesen stillen Bergsee des Augenblicks, wenn du nicht vollständig in ihm versunken bist? Es ist diese Selbstversunkenheit, eine unendliche Verlangsamung des denkenden Geistes, die dich zum ersten Mal erfahren läßt, kosten läßt von dem Wesen diesen Augenblicks, welches ist - die Stille selbst. Wir sind Zeitreisende, und so lange wir Zeitreisende sind im Geiste, wissen wir nichts vom Leben, wissen nichts von diesem Augenblick und wissen auch nichts von der Freiheit. Wir erliegen der Freiheit des Zeitreisens, denn auch darin finden die Menschen eine gewisse Freiheit. Es erscheint mir eine gewisse Freiheit darin zu liegen, immer eine gewisse Ausflucht zu haben. Doch diese Freiheit ist relativ und folgt einem schönen Schein.
Ein Träumer ist nicht frei, ein Träumer, der in seinen Träumen lebt in der Zeit. Der Geist ist ein Traum, ist nicht frei. Und es gibt eine Eintrittspforte, die wir finden können. Wir wissen erst mal nicht: Wie soll das gehen? Und diese Eintrittspforte ist dieser Augenblick. Laß dich von dem Schein nicht abschrecken. Vielleicht hat er dir auf den ersten Blick gar nichts zu bieten. Alles sträubt sich und der Geist denkt: Was soll das? Was soll ich hier? Ich würde gerne, ich will, ich hab doch schon, ich will nicht mehr, aber ich will doch - alles Ausdrucksformen des Haderns, des Zerrens, des Kämpfens, des Flüchtens, der Abwesenheit. Anwesenheit ist einfach. Abwesenheit ist mühsam. Das Geheimnis öffnet sich dir in der Anwesenheit in unbekannter Art und Weise. Du kannst nicht wissen, wie es geschieht, wann es geschieht. - Wenn die Menschen leiden, dann nur deshalb, weil sie Beziehungen haben zu anderen Augenblicken als zu diesem. Wenn sie nur noch eine einzige Beziehung haben, nämlich die zu diesem Augenblick, dann ist das Leiden vorbei. Wenn sie wissen in den tiefsten Tiefen ihrer Seele, sie haben nichts weiter als diesen einen Augenblick, mehr haben sie nicht, mehr werden sie nie haben, mehr haben sie nie gehabt, wenn sie das wissen, wenn sie das erkannt haben, dann sind sie frei. Wir haben viele Bindungen, viele Beziehungen, aber weil wir nicht nur diese eine einzige haben, sind wir unfrei. So kann es nur darum gehen, die Beziehung zu diesem Augenblick zu erforschen, zu erkennen, was dieser Augenblick ist. Wir können das, indem wir beginnen, die Phänomene dieses Augenblicks wahrzunehmen, aber wir dürfen nicht bei den Phänomenen anhalten. Natürlich ist es eine Bedingung, daß du die Phänomene dieses Augenblicks vollkommen akzeptierst, vollkommen nimmst, denn sonst findest du dich zwangsläufig in Beziehung zu allem anderen wieder. Wenn du die Phänomene dieses Augenblicks dann genommen hast, dann halte dich nicht weiter mit den Phänomenen auf. Falle noch tiefer, finde, was der Quell ist. Es ist unvorstellbar für die meisten, auch für die meisten, die hier sitzen, wenn ich das sage; sie sind sich der Konsequenzen nicht bewußt. Es ist so einfach gesagt: Ein Augenblick ist alles, was du hast. Aber was hat das für Konsequenzen? Diese Realität zu akzeptieren, was für unglaubliche Konsequenzen hat das! Wenn das wahr ist, was ich sage, dann müßte das dramatische Konsequenzen für das haben, was du dein Leben nennst, dann müßte das dramatische Konsequenzen dafür haben, was du weißt, was du glaubst, wer du bist, wer du nicht bist, was du kannst, was du nicht kannst, was du hast, was du nicht hast. Dieser Augenblick ist der Riß in der Zeit, die große Öffnung aus dem Traum der Zeit, in dem wir eingeschlafen sind, der so real erscheint, daß es eigentlich niemanden gibt, der daran nicht glaubt.